Ende August 2021 fand die Carnia 300 statt. Diese organisierte Umrundung der Karnischen Alpen ist aus einer Idee von Gailtaler Rennradfahrern heraus entstanden und konnte in diesem Jahr mit 18 passionierten Rennrad-Fahrern umgesetzt werden. Die Strecke führte dabei vom Herzen des Gailtals, dem Ort Rattendorf über das Lesachtal und Osttirol ins italienische Südtirol und durch die Regionen Venetien und Friaul-Julisch-Venetien und anschließend wieder über Tarvis retour nach Kärnten. Während dieser 10-stündigen Fahrt durfte ich einen Teil der Gailtaler Rennrad-Elite und Radsport-Begeisterte die über Strava auf diese Ausfahrt aufmerksam wurden mit meinem Mini Cooper Cabrio begleiten. Alle Infos zur Strecke und den Highlights des Tages kannst du in diesem Beitrag nachlesen.
Der frühe Vogel und ich…
Es ist 4.30 Uhr morgens und mein Wecker klingelt erbarmungslos. Obwohl es draußen stockdunkel und ungemütlich frisch ist, schäle ich mich aus meinem wohlig warmen Bett. Nachdem mich noch nicht einmal die Face-ID meines I-Phones erkennt, muss ich mir einen Kaffee machen, damit ein wenig Lebensgeist in meinen Körper kommt.
Ich bin kein Morgenmensch und werde es in diesem Leben wohl auch nicht mehr werden. Mir bleibt ca. eine Stunde Zeit, um mein Equipment zusammenzusuchen und um dann pünktlich am vereinbarten Treffpunkt aufzutauchen. Ich muss mich nur nur in meine bequeme Kleidung werfen und meine sieben Sachen in meinem roten Mini verstauen, um für den Tag gerüstet zu sein. Die kleidungstechnisch entscheidendste Frage des Tages der Rennradfahrer „…lang-lang, lang-kurz oder kurz-kurz…?“ muss ich mir zum Glück nicht stellen.
Organisation & Begleitfahrzeuge
Organisiert wird diese außergewöhnliche Carnia 300 Rad-Ausfahrt von Helmut Jank und Siegi Hochenwarter, der mittlerweile den Status eine Sportlerlegende in Kärnten erreicht hat. Helmut hat die Strecke, die genau 300 km lang ist, über 3.700 Höhenmeter führt und ca. 10 Fahr-Stunden dauert bis ins kleinste Detail ausgetüftelt, und neben dem Streckenverlauf auch noch die Organisation der Pausen inklusive der Einkehrmöglichkeiten übernommen.
Begleitet wird der Radtross von Kurt Strobl, der den bereitgestellten Bus der Firma Sölle mit Equipment bestens bestückt hat, und so bei technischen Gebrechen sofort Hilfe leisten kann. Im zweiten Van – zur Verfügung gestellt von Dr. Christoph Svedja – sorgen Hannes Hohenberger und Marcel Fischer für einen reibungslosen Ablauf während der Strecke. Beide Fahrzeuge führen das Gepäck der Teilnehmer mit Verpflegung, Wechselkleidung und Getränken mit.
Ich bilde mit meinem Partner Otmar und unserer Freundin Erni das Presseteam. Wir sind heute für die moralische Unterstützung und die Dokumentation dieser einzigartigen Ausfahrt verantwortlich.
Start & Streckenverlauf Carnia 300
Als wir am vereinbarten Start eintreffen ist der Himmel voller Wolken und es nieselt sogar ein wenig. Einige Kilometer weiter schüttet es sogar aus Eimern, weshalb einige vorab angekündigte Radfahrer kurzfristig absagen. Die Truppe ist aber optimistisch und will diese Ausfahrt trotzdem durchziehen. Der Wetterbericht verspricht einen vorwiegend trockenen Tag, ohne größere Niederschlagsmengen.
Im Café Reiter in Rattendorf gibt es Cappuccino und hausgemachten Kärntner Reindling zum Frühstück. Nach einem kurzen Briefing seitens der Organisatoren erfolgt der Start kurz vor 6.30 Uhr. Die Anspannung aller Beteiligten und die Vorfreude auf einen unvergesslichen Tag liegt in der Luft als es schließlich los geht. Ziel ist es, die Gruppe zusammenzuhalten und gemeinsam diese lange Strecke zu bewältigen. Der Fokus liegt deutlich darauf, dass diese Ausfahrt kein Rennen ist, und ausschließlich ein gemeinsames Raderlebnis im Vordergrund steht. Die Truppe fährt von Rattendorf nach Tröpolach auf der L22 und dann weiter auf der B111 von Tröpolach bis Kötschach-Mauthen.
Lesachtal
In Kötschach-Mauthen nimmt der Radtross beim Rathaus die Abzweigung in das Lesachtal. In diesem alpinen Hochtal werden schon die ersten Höhenmeter gemacht. Das Lesachtal ist für seine steilen Sonnenterrassen mit pittoresken Bergbauernweilern bekannt.
Spektakulär auf diesem Streckenverlauf sind die „Strajacher Reide“ und das Durchradeln der bekanntesten Orte des Lesachtales: St. Lorenzen, Liesing, Birnbaum und den Wallfahrtsort Maria Luggau. Wir vom Presseteam haben auch ein wenig Zeit, abseits der Route ein paar Geheimplatzerln zu entdecken, wie z.B. die einzigartige Gartenzwergsammlung von Hilde in St. Jakob.
Osttiroler Lesachtal
Nach Maria Luggau beginnt mit dem Ort Untertilliach das Osttiroler Lesachtal. Wir befinden uns mittlerweile ca. bei Kilometer 60 der Tour. Vor Uns liegt Obertilliach. Es gilt mit 1.450 Metern Seehöhe als höchstgelegener Ort im Osttiroler Lesachtal. Landschaftlich beeindruckend ist der lange, fast gerade Straßenverlauf, der von sanften, grünen Wiesen, schroffen Kalkfelsen und bewaldeten Bergrücken umschlossen wird. Heute ist das Tal leider ein wenig wolkenverhangen, aber wir sind froh, dass es nicht regnet.
Der Kartitscher Sattel ist ein markanter Punkt der Carnia 300, da die Radfahrer hier vor einer längeren Abfahrt etwas Nahrung auf 1.530 Höhenmeter zu sich nehmen können. Die steile Abfahrt wird nur von kurzen Ampel-Pausen bei Baustellen unterbrochen, ansonsten geht es so zügig talabwärts dass mir im Auto dahinter teilweise beim Zusehen ganz flau im Magen wird.
Pustertal
Bei Tassenbach verlässt der Radtross das Osttiroler Lesachtal. Ab hier geht es im Pustertal weiter bis Sillian und Arnbach in Richtung Grenzübergang Österreich/Italien bei Winnebach. Wir vom Presseteam hätten unterwegs gerne eine kleine Kaffeepause eingelegt. Allerdings treten die Radfahrer im Schnitt so schnell in die Pedale, dass wir uns bemühen müssen, ihnen auch nachzukommen.
Sextental
Bei Innichen verlassen wir das Pustertal schon wieder. Der Carnia 300 führt uns in das Sextental, dessen Nordostflanke der Karnische Hauptkamm bildet. Im Süden und Südwesten begrüßen uns schon nach wenigen Kilometern die Sextner Dolomiten. Hier befindet sich der Naturpark Drei Zinnen, der unter dem Schutz der UNESCO steht und zum Weltkulturerbe zählt. Die Kulisse hier raubt nicht nur Bergsportlern den Atem.
Stoneman Trail Dolomiten
Sexten ist der Radsport-Szene nicht nur als beschaulicher Urlaubsort in den Bergen bekannt. Hier findet der von Mountainbike-Profi Roland Stauder ins Leben gerufene Stoneman statt. Der Stoneman Dolomiti ist eine MTB-Herausforderung, die über Etappen auf einer Strecke von 120 km und 4.560 Höhenmetern zu den schönsten Mountainbike-Spots der Dolomiten führt. Dabei müssen Checkpoints erreicht werden. Wer diese in einem Tag schafft bekommt die goldene Trophäe, nach zwei Tagen sichert man sich die silberne Trophäe und wer die Tour in drei Tagen macht, der darf die bronzene Trophäe entgegennehmen. Der Stoneman ist sicherlich ein einzigartiges Sporterlebnis.
Carnia 300 – 1. Pause Sexten
In Sexten steigen die Radfahrer zum ersten Mal vom Rennrad ab und gönnen ihrem Körper eine Pause. Im Restaurant Riega wurde vorab schon eine kleine Stärkung für die Sportler organisiert, um die Kräftespeicher wieder ein wenig aufzufüllen. Hier hat die Truppe auch einmal die Gelegenheit, um sich kennenzulernen und über ihre gemeinsame Rad-Leidenschaft auszutauschen. Im Anschluss bleibt noch Zeit für ein Gruppenfoto bevor sich die Sportler schon wieder auf den Sattel schwingen und die letzte markante Steigung der Strecke in Angriff nehmen.
Kreuzbergpass
Dieser Alpenpass verbindet das Sextental mit dem Cadore. Auf einer Seehöhe von 1.636 m erreichen wir auf dem Pass bei Kilometer 113 der Ausfahrt den höchsten Punkt der Tour. Gleichzeitig überfahren wir die Grenze von Südtirol in die Region Venetien.
Padola – Dosoledo – Sappada
Hier im Veneto kommen wir durch einige bezaubernde Ortschaften wie Padola oder Dosoledo. Im Gegensatz zu den Radsportlern nutzen wir vom „Team Presse“ auch die Gelegenheit, um immer wieder Halt zu machen. Dabei haben wir eine ganz nette Begegnung mit Einheimischen, die wir am Markt in Dosoledo treffen.
Bei Santo Stefano di Cadore zweigt die Strecke von der SS52 auf die SR355 in Richtung Sappada ab. Kurz vor Sappada passieren wir die Grenze zwischen den Regionen Venetien und Friaul-Julisch-Venetien. Der Ort Sappada in den Südlichen Karnischen Alpen ist als eine von mehreren deutschen Sprachinseln in dieser Region bekannt. Hier wird noch eine ganz alte, südbairische Mundart gesprochen.
Die restliche Strecke bis zur Mittagspause führt uns durch sehr kurvenreiche Passagen talabwärts, durch viele Baustellen und viele kleine Dörfer hindurch.
Carnia 300 – Mittagspause Comeglians
In der Pizzeria warten die Bedienungen schon mit vorbestellten Pasta-Gerichten auf die Rennrad-Sportler. Das Mittagessen wurde im Vorfeld bestens organisiert, sodass die Pause nicht einmal eine Stunde dauert und die Radfahrer nicht viel Zeit verlieren.
Tagliamento Tal
Bei Villasantina erreichen wir bei ca. Kilometer 180 die Tagliamento Region. Die Berge öffnen sich ein wenig und geben den Blick auf das breite Flussbett dieses türkis-blauen Wildflusses frei. Der Streckenverlauf der Carnia 300 führt hier auch mehrmals über Brücken über den Tagliamento und die Fella, die beim Ort Carnia in den Tagliamento mündet.
Carnia – Kanaltal
Beim Ort Carnia biegen wir auf die SS13, der Strada Statale auf der du von der Staatsgrenze Österreich/Italien bis nach Mestre bei Venedig fahren kannst. Durch das Kanaltal führt auch entlang einer alten Bahntrasse das schönste Teilstück des bekannten Alpe-Adria Radweges. Diese wunderschöne Strecke habe ich gemeinsam mit Erni schon mit dem Fahrrad erleben dürfen. Besonders Motorradfahrern ist der Ort Resiutta hier ein Begriff mit der beliebten Einkehr Al Buon Arrivo. Im Kanaltal lohnt es sich aber auch, abseits der SS13 die bezaubernden Dörfer Chiusaforte, Pontebba, Malborghetto, oder Ugovizza zu erkunden.
Carnia 300 – Kaffeepause Camporosso
Es ist unmöglich, mehrere Stunden in Italien zu verbringen, ohne einen italienischen Kaffee zu trinken. Deshalb ist bei der Carnia 300 Rennrad-Ausfahrt auch eine Kaffeepause am Nachmittag eingeplant. Entlang des Kanaltales gibt es viele nette Bars, wo ein ausgezeichneter Kaffee genossen werden kann. In der Panificio-Pasticceria Alsido in Camporosso wartet auf die Radfahrer auch schon die nächste Stärkung.
Die Chefin selbst hat belegte Panini für alle vorbereitet. Es ist wirklich erstaunlich, wie fit die ganze Truppe hier bei Kilometer 250 noch ist. Nahezu niemandem ist anzusehen, wie viele Höhenmeter und Kilometer auf dem Fahrrad heute schon bewältigt wurden. Zwischenzeitlich wurde der Radtross von kurzen Regenschauern gestreift, die zum Glück nicht lange angehalten haben. Nun gilt es die finale Etappe über die Staatsgrenze bis Thörl-Maglern und dann weiter auf der Feistritzer Landesstraße nach Feistritz und Nötsch in Angriff zu nehmen. Ein kleines Highlight davor ist noch die Durchfahrt von Tarvis.
Nötsch – Pressegger See – Hermagor – Rattendorf
Von Nötsch geht es auf der B111 in den Endspurt bis nach Jenig. Der letzte längere Anstieg ist der „St. Pauler Bichl“, der die Radler-Wadeln noch einmal ein wenig brennen lässt. Am Presseggersee legen wir vom Presse-Team unseren letzten Foto-Stopp ein, um die Radfahrer noch einmal in der wunderschönen Kulisse des Gailtals einfangen zu können.
Carnia 300 – 300 Kilometer – 3.700 Höhemeter geschafft!
Pünktlich um 18.30 uhr treffen die Radfahrer nach dieser unglaublichen Leistung und 10 Stunden Fahrzeit wieder in Rattendorf ein. Jeder einzelne kann unglaublich stolz auf diese außergewöhnliche Leistung sein. Besonders hervorheben möchte ich die einzige Dame in der Runde: Teresa Feix hat sich dieser Challenge gestellt und konnte über die gesamte Strecke mit den Männern mithalten.
Herzliche Gratulation von meiner Seite an alle, die dabei waren!
Ein großer Dank gilt an dieser Stelle noch einmal den Unterstützern dieser Tour:
- Sport Sölle für die Bereitstellung des Service-Busses
- Dr. Christoph Svedja für die Bereitstellung seines privaten Vans
- Eni Service Station Zankl für die Übernahme der Treibstoffkosten der beiden Fahrzeuge
Bei der anschließenden Nudelparty im Gasthof Reiter in Rattendorf lassen wir den Tag gemütlich ausklingen und Revue passieren. Die Ausfahrt ist ohne Stürze und gröbere Technische Gebrechen über die abgelaufen.
Du interessierst dich auch dafür, diese Strecke einmal mit dem Rennrad zu bewältigen? Helmut hat die Tour auf Komoot bereitgestellt. Natürlich ist die Strecke auch auf Strava bei fast allen Beteiligten zu finden. Solltest du kein Rennrad-Sportler sein, lohnt es sich natürlich auch immer, die Strecke mit dem Cabrio, Auto oder Motorrad in Angriff zu nehmen.
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1 Kommentar
🔝Bericht
5. September 2021 at 19:26Unglaublich, du hast ja viel mehr gesehen als wir Radler🚴🏽♂️🚴🏽♂️🚴🏽♂️ und das auch noch festgehalten📸 – ein toller Rückblick und absolut lesenswert 👍